RGK-Südwest

Im Obst- und Weinbau

Grundlagen

Die Gütesicherung von Kompost

Um die Aufgabe der Qualitätskontrolle von Bio- und Grünkomposten wahrzunehmen, wurde die Bundesgütegemeinschaft Kompost e.V. gegründet. Sie wird von regionalen Kompost-Gütegemeinschaften getragen. Mit einem Gütesicherungs-System für Komposte und der Unterstützung der Kompostproduzenten im Marketing- und Anwendungsbereich wollen die Gütegemeinschaften die Kompostierung als Baustein der modernen Recyclingwirtschaft nachhaltig fördern. 

Es liegt im Interesse von Anwendern und Produzenten, daß die erzeugten und verwendeten Komposte einen dauerhaft hohen Qualitätsstandard haben und behalten: 

  1. Der Anwender verlangt zu Recht eine sichere Qualitätsüberwachung, um kontrollierten Gütekompost langfristig erfolgreich einsetzen zu können.
  2. Der Kompostproduzent sieht in einem qualitativ hochwertigen Kompost ein Produkt mit besseren Absatzchancen.

Zur Qualitätssicherung hat die Bundesgütegemeinschaft Kompost beim RAL Deutschen Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung e.V. ein RAL-Gütezeichen „Kompost” geschaffen. Die Vergabe dieses Gütezeichens verpflichet den Kompostierbetrieb auf die Einhaltung eines umfassenden Systems der Gütesicherung von Kompost und Kompostprodukten. Es enthält folgende Elemente:                  

  1. Kontinuierliche und unabhängige Kontrolle der Produktqualität (Fremdüberwachung)
  2. Kontrolle und Dokumentation des Rotteverlaufs durch die Betriebe (Eigenüberwachung)
  3. Standardisierung der Produktqualität (Gütekriterien)
  4. Kennzeichnung der Produktqualität (Gütezeichen)
  5. Deklaration der wesentlichen Eigenschaften und Inhaltsstoffe (Deklarationspflicht)
  6. Angaben zur sachgerechten Anwendung (Anwendungsrichtlinien)

Die Nutzungsrechte des Gütezeichens erhält der Komposthersteller nachdem er ein Prüfverfahren erfolgreich durchlaufen hat (Abb. 1). Im Prüfverfahren wird die Einhaltung der geforderten Qualitäten nicht nur durch eine laufende Eigenüberwachung der Kompostproduktion durch die Betriebe kontrolliert. Zwischen vier- und zwölfmal pro Jahr (abhängig von der Anlagenkapazität) hat zudem eine Fremdüberwachung zu erfolgen. Die Untersuchungsstellen für die Fremdüberwachung müssen unabhängig und von der Bundesgütegemeinschaft besonders zugelassen sein. Die Analysenergebnisse des Prüfverfahrens sind Grundlage für die Kennzeichnung der Kompostqualität, für die Deklaration der wesentlichen Eigenschaften und Inhaltsstoffe sowie für die Angaben zur sachgerechten Anwendung.

So können sich Abnehmer von Komposten mit dem RAL-Gütezeichen auf eine sichere und hohe Qualität der Produkte verlassen.

Die Güterichtlinien der Bundesgütegemeinschaft Kompost für das RAL-Gütezeichen enthalten folgende für den Anwender wichtige Kriterien:

QualitätskriterienGüteanforderungen an Kompost
HygieneSeuchenhygienische Wirksamkeit des Rotteprozesses, Freiheit von
keimfähigen Samen und Pflanzenteilen
Fremdstoffe/
Steine
Frei von wahrnehmbaren Verunreinigungen (« 0,5 Gew. %)
RottegradFrischkompost: Hygienisiertes Rotteprodukt mit höheren Gehalten an leicht abbaubarer organischer Substanz (Rottegrad II oder III) 1)
Fertigkompost: Hygienisiertes, biologisch stabilisiertes Rotteprodukt mit geringerem Gehalt an leicht abbaubarer organischer Substanz (Rottegrad IV und V)1)
PflanzenverträglichkeitPflanzenverträglichkeit im vorgesehenen Anwendungsbereich, frei von Wuchshemmstoffen und nicht Stickstoff immobilisierend 2)
Chem./phys.
Eigenschaften
Neutraler bis alkalischer pH-Wert,
Angabe des Salzgehalts und Volumengewichts,
Wassergehalt für lose Ware (OS < 40 % i.d. TS)
Organische SubstanzMittlerer bis hoher Gehalt an organischer Substanz ( >20 % OS d. TS)
NährstoffeDeklaration des Gehalts an Pflanzennährstoffen (N, P, K, Mg, Ca) gesamt und pflanzenverfügbar
SchadstoffeGeringe Gehalte an Schadstoffen (Richtwerte siehe Tabelle 4)
DeklarationAngabe der für die Anwendung relevanten Eigenschaften und
Inhaltsstoffe, Anwendungsempfehlungen

1) Selbsterhitzung im Dewar-Gefäß nach Merkblatt 10, Länderarbeitsgemeinschaft Abfall LAGA
2) Nicht für Frischkompost

Die Qualität von Bio- und Grünkomposten

Nach einigen Jahren der praktischen Erfahrung mit der Qualität von Bio- und Grünkomposten läßt sich für den Wein- und Obstbau zusammenfassend feststellen (vgl. Tab. 3): 

  1. Ausgereifte Komposte haben einen stabilen, hohen Anteil an organischer Substanz. Diese ersetzt hervorragend den abgebauten Humus.
  2. Die Gehalte an pflanzenverfügbaren Nährstoffen sind hoch, besonders bei Phosphat, Kalium, Magnesium und Calcium.
  3. Der Gehalt an Spurennährstoffen ist hoch.
  4. Das C/N-Verhältnis gewährleistet eine günstige N-Dynamik (Stickstoffnachlieferung) bei ausgereiftem Kompost.
  5. Der hohe pH-Wert und der Reichtum an basisch wirksamen Stoffen (Kalk) wirkt gegen Bodenversauerung.
  6. Das geringe Volumengewicht und die hohe Wasserkapazität der Komposte tragen zur Verbesserung des Luft- und Wasserhaushalts der Böden bei.
  7. # Der Salzgehalt ist bei sachgerechter Anwendung der Komposte unbedenklich.

Bei der Anwendung von Komposten müssen schädliche Auswirkungen auf Menschen, Tiere, Pflanzen und Umwelt auf das niedrigste Maß beschränkt bleiben. Eine gewisse Menge an Schadstoffen kommt in unserer Industriegesellschaft überall vor. Es ist aber möglich, durch die getrennte Sammlung von organischen Reststoffen sehr hochwertige Komposte zu produzieren. Ihre Schadstoffbelastung ist nicht höher als die in durchschnittlichen Komposten aus dem Hausgarten (Tab. 4).

Tab. 3: Wertgebende Eigenschaften und Inhaltsstoffe in Bio- und Grünkomposten (Fertigkompost)

ParameterEinheitWert
Trockensubstanz (TS)
Organische Substanz
C / N – Verhältnis
% in der FS
% in der TS
55 – 70
20 – 40
10 – 20
pH – Wert (CaCl2)
Salzgehalt
Volumengewicht
Wasserkapazität

g KCl/l
g/l FS
% des Volumens
7 – 8
1,0 – 8,0
500 – 800
45 – 65
N gesamt
P2O5 gesamt
K2O gesamt
MgO gesamt
CaO gesamt
% i.d. TS
% i.d. TS
% i.d. TS
% i.d. TS
% i.d. TS
0,5 – 1,8
0,4 – 1,0
0,6 – 1,8
0,7 – 3,0
3,0 – 12

Wir müssen unsere Böden schützen. Deswegen werden an Bio- und Grünkomposte durch die Bedingungen für die Gütezeichenvergabe so strenge Qualitätsanforderungen gestellt, daß die Komposte nur noch geringfügig höhere Gehalte an Schwermetallen haben dürfen als die meisten Böden.

Zink und Kupfer sind lebensnotwendige Spurenelemente für alle Lebewesen, die erst bei zu hohen Konzentrationen schädlich werden. Im Weinbau sind aber wegen der Pflanzenschutzspritzungen teilweise sehr hohe Kupfergehalte im Boden zu finden. Aus diesem Grund ist es wichtig, Gütezeichen-Komposte mit niedrigen Kupfergehalten zu verwenden.

Die Belastung unserer Umwelt mit organischen Schadstoffen wird in den letzten Jahren, unter anderem wegen der besseren Analyseverfahren, immer mehr entdeckt und stark diskutiert. Dabei wird deutlich, und zwar noch mehr als bei den Schwermetallen, daß praktisch kein Stoff mehr frei davon ist. Durch die getrennte Sammlung und Kompostierung von Grüngut und organischen Rohmaterialien aus den Haushalten ist der Gehalt an organischen Schadstoffen wie PCBs und den berüchtigten Dioxinen von Bio- und Grünkomposten jedoch sehr niedrig und durchschnittlich sogar unter den Werten in der Humusauflage von Waldböden (Prof. Krauß, Tübingen).

Tab. 4: Bereiche der am häufigsten vorkommenden Schwermetallgehalte von Bio- und Grünkomposten im Vergleich zu Durchschnittswerten anderer Komposte (mg/kg TS)

SchwermetallBio-
kompost
Mischmüll-
kompost
(früher)
Hausgarten-
kompost
Gütezeichen-
Richtwerte
Blei (Pb)50 – 100400100150
Cadmium (Cd)0,1 – 1,04,00,51,5
Chrom (Cr)25 – 607040100
Kupfer (Cu)30 – 5027030100
Nickel (Ni)10 – 30502050
Quecksilber (Hg)0,1 – 0,52,50,21,0
Zink (Zn)150 – 3501.300250400

Außer einem möglichst geringen Gehalt an Schadstoffen sind für den Anwender folgende Eigenschaften der Komposte von großer Bedeutung: 

  1. Seuchenhygienische Wirksamkeit des Rotteprozesses gegenüber Krankheitserregern für Mensch, Tier und Pflanzen;
  2. weitestgehende Freiheit von keimfähigen Unkrautsamen;
  3. Pflanzenverträglichkeit im vorgesehenen Anwendungsbereich;
  4. möglichst geringe Fremdstoffgehalte (Kunststoffe, Metalle, Glas) und ein geringer Steinanteil.

Krankheitserreger und Unkrautsamen werden durch den Kompostierungsprozess selbst zerstört, wobei die Hygienisierung durch die hohen Rottetemperaturen (bis 70 °C) erfolgt, die oft über mehrere Wochen gemessen werden. Professionelles Kompostieren sowie die richtige Rottesteuerung führen zur erforderlichen Hygienisierung des gesamten Kompostes.

Fertigkomposte sind reif und pflanzenverträglich. Frischkomposte sind hygienisiert, haben aber einen hohen Anteil an noch nicht zersetzter organischer Substanz. Durch die getrennte Sammlung der Rohstoffe und die technischen Maßnahmen auf den Kompostierungsanlagen sind die Fremdstoffgehalte im fertigen Kompost äußerst gering.

Der Nutzen von Bio- und Grünkomposten im Wein- und Obstbau

Die Komposte aus der getrennten Sammlung organischer Rohmaterialien dienen in erster Linie dazu, den abgebauten Humus im Boden zu ersetzen und den Humusgehalt zu erhöhen. Dazu kommen bedeutende Nährstoffgehalte in den Komposten und weitere positive Eigenschaften, die speziell von Komposten entfaltet werden. In diesen Bereich sind vorbeugende Wirkungen gegenüber Pflanzenschädlingen und Verbesserungen bei der Qualität der Ernteprodukte einzuordnen.

Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen belegen den hohen Wert der Kompostanwendungen:

  • Eine Erhöhung des Humusgehaltes durch Kompostanwendung um 0,2 % bewirkt eine durchschnittliche Zunahme der nutzbaren Wasserkapazität um 0,5 % und des Porenvolumens um 1 %. Wurzeln können den Boden leichter durchwachsen.
  • Das Bodenleben (Bodenfauna) wird durch Kompost gefördert und arbeitet den Boden durch.
  • Schon nach wenigen Jahren werden wichtige Bodeneigenschaften durch Kompostanwendung verbessert (Tab. 1).
  • Kompost sorgt ganz besonders auf leichten, aber auch auf schweren Böden für eine deutliche Erhöhung der Zahl der Anlagerungsplätze für Nährstoffe (Kationenaus- tauschkapazität). Steigerungen von 100% wurden mit Kompost erreicht. Die Auswa- schung der Nährstoffe wird stark vermindert, die Pflanzenwurzeln können sie dennoch aufnehmen.
  • Durch die dunkle Farbe des Kompostes wird eine zeitige Erwärmung des Bodens und eine schnellere Aktivierung des Bodenlebens so wie ein früheres Pflanzenwachstum erreicht.

Tab. 1: Wichtige Bodenkennwerte nach vier Jahren Kompostanwendung (Univ. Kassel, Prof. Vogtmann/Gottschall)

VariantepH-WertHumus-
gehalt 1)
%
NK20P2 05
     gesamt pflanzenverfügbar
– mg/100 g Boden
Kontrolle (ungedüngt)5,71,710725,211,5
Mistkompost I
Biokompost I
5,9
6,0
1,9
2,2
117
116
29,9
29,4
14,5
14,5
Mistkompost II
Biokompost II
6,0
6,6
2,1
2,1
117
115
35,4
34,8
13,9
16,3
Grenzdifferenz 5 %0,120,2418,45,92,8

I: Durchschnittlich 15 t Kompost/ha und Versuchsjahr (Frischsubstanz = FS)
II: Durchschnittlich 30 t Kompost/ha und Versuchsjahr (FS)
1): Organische Substanz aus Glühverlust; P und K aus CAL-Extrakt

  1. Die Bearbeitbarkeit wird erleichtert (geringerer Kraft- und Energiebedarf). Der Boden kann wegen der Wasseraufnahme des Humus auch bei höherer Feuchtigkeit ohne Schaden für die Struktur befahren und bearbeitet werden.
wo abb2

Abbildung 3:

1) 100 dt/ha Trauben, 10 dt/ha Gipfelmasse (TS), 13 dt/ha Schnittholz (TS); nach Vogt/Götz: Weinbau
2) nur Fruchternte (ähnlich bei fast allen Obstarten); nach Quast: Düngung, Bewässerung und Bodenpflege im Obstbau
3) Bei CaO: Gesamtgehalt (6 %)

  1. Neben den hervorragenden Wirkungen bei der Bodenverbesserung weisen Komposte bedeutende Nährstoffgehalte auf (vgl. Tab. 3). Durch hohe Gehalte und gute Verfügbarkeiten kann bei den Nährstoffen Phosphat, Kalium, Calcium und Magnesium spürbar Geld gespart werden (Tab. 2). Bei hohem Stickstoffbedarf muß N zugedüngt werden. Der Gehalt der Komposte an Schwefel und den Spurennährstoffen Eisen, Mangan, Bor und zum Teil auch Molybdän ist wertvoll. Bei Zink und Kupfer herrschen im Wein- und teilweise auch im Obstbau in der Regel kein Mangel.
  2. In vielen Untersuchungen wurde die hervorragende Wirkung von Komposten als Erosionsschutz bewiesen. Auch die Verschlämmungsgefahr wird durch die Verbesserung der Krümelstabilität deutlich vermindert.
  3. Die Krankheitsanfälligkeit unserer Kulturpflanzen ist bei höheren Humusgehalten grundsätzlich geringer. Nach neueren Untersuchungen in den USA und in Deutschland weisen Komposte darüber hinaus direkte Pflanzenschutz-Effekte auf. Mehrere wichtige Wurzelbrandkrankheiten können durch vorbeugende Kompostanwendung selbst bei starkem Infektionsdruck zurückgedrängt werden.
  4. Mit Kompost lassen sich hohe Erträge bei guter Qualität und niedrigen Nitratgehalten erreichen. In Österreich z.B. konnten Geschmack und Farbe von Rotwein durch Kompostanwendung verbessert werden.

Tab. 2: Beispiel: Gehalt an pflanzenverfügbaren Nährstoffen in einer Gabe von 20 m3 /ha (ca. 13 t FS bzw. 8 t TS) Biokompost im Vergleich zu Nährstoff-Entzügen im Wein- und Obstbau

NährstoffPflanzenverfügbare
Nährstoffe (kg/ha)
Entzug (kg/ha) bei 
  Reben 1)Obst 2)
N
P205
K20
MgO
CaO
10 – 20
30
80
18
480 (3
36 – 45
13 – 15
73 – 76
8 – 12
31 – 34
20 – 35
8 – 13
50 – 80
6 – 8
17 – 20

Die getrennte Sammlung und Kompostierung organischer Rohstoffe

Das Modell der getrennten Sammlung organischer Reststoffe bringt die entscheidende Verbesserung für die Kompostierung. Recycelbare Stoffe wie Glas, Kunststoffe und Metalle werden im Haushalt aussortiert. Die organischen Materialien werden in einer zweiten, sogenannten Biotonne oder Komposttonne getrennt erfasst und anschließend kompostiert. In die Biotonne gelangt also nur das, was auch normalerweise im Hausgarten kompostiert wird.

Das ebenfalls getrennt gesammelte Grüngut, wie Rasen- und Heckenschnitt sowie Laub aus öffentlichen Grünanlagen, wird sowohl mit den organischen Stoffen aus der Komposttonne gemischt zu Biokompost als auch für sich alleine zu Grünkompost verarbeitet.

Der erzeugte Kompost stellt ein hervorragendes Ausgangsmaterial für die unterschiedlichsten Einsatzzwecke im Obst- und Weinbau dar.

Die Humusversorgung des Bodens

Der Wein- und Obstbau stellen mit ihren Dauerkulturen besondere Ansprüche an die Fruchtbarkeit und somit an die Humusversorgung der Böden. Vor allem im Weinbau muß die Bodenfruchtbarkeit durch regelmäßige Zufuhr organischer Stoffe erhalten werden, aber auch der Obstbau hat hohe Ansprüche, zum Beispiel im Erdbeeranbau.

Humus verbessert bodenphysikalische Eigenschaften und bewirkt

  • hohes Porenvolumen,
  • großes Wasserspeicherungsvermögen,
  • stabile Struktur der Bodenkrümel,
  • gute Durchlüftung,
  • schnelle Erwärmung des Bodens im Frühjahr durch die dunkle Farbe,
  • bessere Befahr- und Belastbarkeit der Böden,
  • leichtere Bodenbearbeitung,
  • die Möglichkeit der Bodenbearbeitung bei höheren Wassergehalten ohne Gefügeschäden.

Humus unterstützt das Bodenleben bei seiner Tätigkeit, in dem er

  • durch Humusabbau nachhaltig Nährstoffe für die Pflanzen bereitstellt,
  • die einzelnen Bodenteilchen stabil zum Krümelgefüge verbindet,
  • bodenbürtigen Krankheitserregern entgegen wirkt,
  • eine optimale Bodengare herstellt.

Humus enthält wertvolle Bestandteile für die Bodenchemie, wie

  • pflanzenverfügbare Nährstoffe,
  • mittel- und langfristig nachlieferbare Nährstoffe,
  • Spurenelemente in bedeutenden Mengen,
  • sehr viele Anlagerungsplätze für Nährionen.

Ein hoher Humusgehalt vermindert die Verschlämmung des Bodens und schützt ihn vor Erosion.

Unter den verschiedenen organischen Stoffen, die zum Ersatz und Aufbau von Humus im Boden genutzt werden, spielen Komposte aufgrund der Vielzahl ihrer positiven Eigenschaften eine herausragende Rolle. 

Praktische Anwendung

A. Anwendungsgrundlagen

Bio- und Grünkomposte sind sowohl in verschiedenen Absiebungen als auch in verschiedenen Reifestufen erhältlich. Jedes Kompostprodukt ist für bestimmte Anwendungszwecke besonders geeignet.

Feine Komposte werden auf 10 – 16 mm abgesiebt. Sie dienen als Fertigkomposte zur Beimischung ins Pflanzloch, zur kombinierten Bodenverbesserung und Vorratsdüngung sowie für die Erhaltungsgabe. Grobe Absiebungen haben 20 – 30 mm Korngröße und sind preisgünstiger als fein abgesiebter Kompost. Das gröbere Material läßt sich vor allem zur Bodenverbesserung und für Mulchzwecke, also insbesondere für den Erosionsschutz, verwenden.

Als Mulchmaterial wird außerdem oft zerkleinerter und in der Vorrotte hygienisierter Frischkompost aus Grüngut mit hohem Holzanteil eingesetzt. Dieser spezielle Frischkompost ist nährstoffarm und kann deshalb im Vergleich zu nährstoffreichen Komposten nutzbringend in größeren Schichtdicken aufgebracht werden, ohne daß eine Überfrachtung des Bodens mit Nährstoffen erfolgt.

Bei den Reifestufen unterscheidet man Frisch- und Fertigkomposte. Nach den Güte- und Prüfbestimmungen für das RAL-Gütezeichen müssen Fertigkomposte eine weitgehend abgeschlossene Rotte aufweisen (Rottegrad IV oder V, LAGA-Merkblatt 10) und pflanzenverträglich sein. Sie können deshalb auch überall eingesetzt werden, wo direkter Kontakt mit den Pflanzenwurzeln auftritt. Wegen der normalerweise höheren Nährstoff- und Salzkonzentration im Vergleich zu Mineralböden müssen aber auch Fertigkomposte bei der Pflanzlochgabe verdünnt, also mit Erde gemischt werden.

Frischkomposte sind durch die erste, heiße Kompostierungsphase hygienisiert, aber nicht fertig gerottet. Deshalb weisen sie einen höheren Gehalt an organischer Substanz auf als Fertigkompost. Frischkomposte sind preisgünstiger als Fertigkomposte. Als noch nicht pflanzenverträgliche Rottepro-dukte kann ihre Anwendung als Mulch für den Erosionschutz erfolgen, oder sie werden oberflächlich in den Boden eingearbeitet, wo sie nachrotten. In diesem Fall darf die Saat oder Pflanzung frühestens drei bis vier Wochen nach der Kompostausbringung erfolgen, um Pflanzenschäden zu vermeiden.

Die Einarbeitungstiefe und -art hängt von verschiedenen Faktoren ab, insbesondere von der Bodenart (Tab. 5). Prinzipiell sollten für die Einarbeitung Geräte benutzt werden, die Kompost und Mineralboden gut mischen (Fräsen, Scheiben-, Kreisel-, Spatenrollegge oder Rotorhacke – je nach Boden). Dies ist besonders wichtig für Frischkomposte, damit bei flacher Einarbeitung eine zügige Nachrotte unter Sauerstoffzutritt gefördert wird. Die Komposteinarbeitung sollte umso flacher erfolgen, je schwerer der Boden und je geringer der Reifegrad der verwendeten Komposte ist. 

Tab. 5: Maximale Einarbeitungstiefen für Bio- und Grünkomposte

Reifegrad des
Kompostes
BodenartEinarbeitungstiefe
des Kompostes in cm
Fertigkompost
(Rottegrad IV-V)
leicht
mittel
schwer
bis 20
bis 15
bis 10
Frischkompost
(Rottegrad II-III)
leicht und mittel
schwer
bis 10
um 5

Die Kompostausbringung ist grundsätzlich mit den Geräten möglich, mit denen auch sonst organisches Material transportiert und ausgebracht wird, zum Beispiel mit Dungstreuern, die den Reihenentfernungen in Wein- und Obstbau angepaßt sind. Zum Ausbringen des Kompostes in die Reihen bzw. auf die Baumstreifen sind Kompoststreuer mit seitlichem Auswurf besonders geeignet.

Miststreuer weisen eine unterschiedliche Verteilgenauigkeit und bei Standardgeräten eine geringe Streubreite auf. Bei manchen Systemen fällt ein Teil des relativ feinen Kompostes vom Ende des Kratzbodens einfach auf den Boden. Geräte mit horizontalem Streuwerk und zusätzlichem Streutisch mit Tellern dagegen können Komposte bei relativ genauer Verteilung bis über 10 m breit ausbringen. Diese und sind daher zu empfehlen.

Der Einsatz von Kompost sollte immer bei ausreichend abgetrocknetem oder gefrorenem Boden erfolgen. Es ist eine Ausbringung im Frühjahr (bis Sommer) anzustreben, um die Auswaschung von Nährstoffen zu vermindern. In ebenen Lagen und bei nicht zu hohen Gaben kann auch im Spätwinter bei Frost ausgebracht werden. 

B. Warum sind Mengenbegrenzungen sinnvoll?

Unsere Ziele bei der Kompostanwendung:

  • ein auch langfristig gesehen hoher Nutzen;
  • eine gute Qualität der angebauten pflanzlichen Produkte;
  • die Erhaltung einer gesunden Umwelt.

Diese grundsätzlichen Ziele werden bei sachgerechter Verwendung von Komposten mit RAL-Gütezeichen erreicht. Eine sachgerechte Anwendung bedeutet, daß die wichtigen Fragen der Ausbringungsmenge, der Ergänzungsdüngung und des Anwendungszeitpunktes bedacht werden.

Was wir nicht wollen:

  • Schäden für Boden und Pflanzen;
  • Auswaschung großer Mengen an Nährstoffen;
  • Nitratbelastung des Grundwassers.

Welche Mengen an Nährstoffen mit normalen Kompostgaben auf das Land gebracht werden können, verdeutlicht Tabelle 6. Natürlich sind diese Nährstoffmengen nicht insgesamt pflanzenverfügbar. Besonders bei warmen, leichten, wasserdurchlässigen Böden können aber bei überhöhten Kompostmengen Auswaschungsprobleme entstehen.

Tab. 6: Nährstofffrachten bei normalen Gaben an Bio- und Grünkompost

Kompostgabe/ha1) N (kg/ha) P2O5K2OMgO
m³FSt TSGesamtVerfügbarGesamteNährstoffzufuhrin kg/ha
66 (23030045 (32404501800

1) Beispiel: Kompost mit 670 kg/m3 Volumengewicht und 60 % TS; Nährstoff-Gesamtgehalte: N = 1 %, P20 5= 0,8 %, K 20 = 1,2 %, MgO = 1,5 %, CaO = 6,0 %
2) Entspricht einer Kompostschicht von 0,7cm.
3) Verfügbar im Kompost (N-min.) und im Anwendungsjahr mineralisiert (Beispiel)

Die Empfehlungen zu den Aufbringungsmengen von Bio- und Grünkomposten im Wein- und Obstbau sind aus den genannten Gründen so kalkuliert, daß die Anwendung bei hohem Nutzen langfristig sicher ist. Der Kompost-Anwender sollte sich aber auf jeden Fall vorab mit Hilfe von Bodenuntersuchungen über die Situation seines Bodens informieren. Die verfügbaren Nährstoffe im Kompost müssen berücksichtigt werden. Eine mineralische Düngung wird dann entsprechend reduziert . 

C. Anwendung bei Neuanlagen und Pflanzungen

Die Dauerkulturen im Wein- und Obstbau bieten bei der Neuanlage vor dem Pflanzen die beste Gelegenheit, den Humushaushalt durch eine Zufuhr organischer Stoffe zu verbessern. Außerdem können mit einer Kompostgabe die Nährstoffe Phosphat, Kalium, Magnesium und Calcium als Vorrat gegeben werden. Der Gehalt der Bio- und Grünkomposte an wertvollen Spurenelementen ist von großem Nutzen für das gesunde Pflanzenwachstum.

Eine ziel- und sachgerechte Anwendung der Komposte sichert den Erfolg. Dafür sind einige grundlegende Umstände zu bedenken. Besonders die schon vorhandenen Humus- und Nährstoffgehalte des Bodens sowie die Auswaschungsgefährdung sind wichtig. Bei leichteren Böden werden Nährstoffe schneller mineralisiert und schlechter festgehalten (adsorbiert) als in schweren Böden. Wenn schon viel Humus im Boden ist, sollte weitere organische Substanz im wesentlichen zur Erhaltung und weniger zur Humusvermehrung zugeführt werden.

Zur Kompostanwendung gehören Bodenanalysen. Sind Humus- und Nährstoffgehalte im Boden durch Maßnahmen in der Vergangenheit schon hoch, dann sollten die unteren Grenzen der empfohlenen Mengenbereiche als Richtschnur dienen.

C-1. Weinbau

Bei Reben ist zwischen der Neuanlage auf guten Böden und der auf Rohböden, besonders bei starkem Bodenabtrag, zu unterscheiden. Unverändert gebliebene Reb- und Ackerböden haben einen geringeren Bedarf an organischer Substanz und an Nährstoffen als extrem arme, neu hergerichtete Rohböden. Neben dem traditionellen Rigolen sind als tiefgreifende Bodenbearbeitung zur Rebenneuanlage das Umbruchlockern und das Tiefenlockern möglich.

Der Zeitpunkt vor der tiefgreifenden Bodenbearbeitung wird aus arbeitswirtschaftlicher Sicht oft als günstig für eine Kompostanwendung angesehen, da ein zusätzlicher Arbeitsgang für die Einarbeitung entfällt. Der Boden kann durch die tiefe Einmischung der organischen Substanz stark verbessert werden.

Problematisch ist jedoch, daß nach dem tiefgreifenden Lockern oder nach dem Umbruch sehr viel Stickstoff mineralisiert wird. Deswegen sollten vor einer tiefen Bearbeitung nur holzreiche, stickstoffarme Komposte in geringerer Aufwandmenge (max. 50 m³/ha) verwendet werden. Besser ist es, den Kompost erst danach einzusetzen und flach einzuarbeiten. Vom tiefen Vergraben des Kompostes durch das Rigolen wir abgeraten, vor allem bei nicht ganz reifem Kompost.

Wird der Kompost aufgrund der arbeitswirtschaftlichen Vorteile trotzdem zum Rigolen angewandt, muß unbedingt darauf geachtet werden, daß Fertigkompost verwendet wird, der entsprechend den Richtlinien der Bundesgütegemeinschaft Kompost pflanzenver- träglich ist. Ein weniger verrotteter Frischkompost ist hier nicht angebracht, weil dieser viel Kontakt mit der Luft haben muß, also nur oberflächlich eingearbeitet werden darf.

Die strukturverbessernde Wirkung der Komposte tritt um so schneller ein, je besser die Durchmischung und Verbindung der mineralischen und organischen Teile ist. Deshalb ist ein zusätzlicher, durchmischender Arbeitsgang zur Grundbodenbearbeitung günstig, wenn auch nicht unbedingt nötig.

Wenn der Boden mit der Kompostgabe zur Neuanlage gut versorgt wurde, braucht in den ersten drei Jahren, dem Stockaufbau, in der Regel nicht mehr zusätzlich gedüngt zu werden. Bei der Gefahr starker Auswaschung von Nährstoffen (hohe Niederschläge und skelettreiche, leichte Böden) und auch bei größeren Mengen an Kompost ist es auf jeden Fall günstiger, nährstoffärmeren Grünkompost mit hohem Holzanteil anstatt Biokompost zu verwenden. 

Wir empfehlen für den fachgerechten und erfolgreichen Komposteinsatz folgende Aufwandmengen:

Vorratsdüngung im Weinbau
Kompostart: holzreicher, stickstoffarmer Fertigkompost,
Absiebung: 0 – 10 oder 0 – 20 mm
 m3 FS/hat FS/haReicht für
soviel Jahre
Rohböden   
-mittlere/schwere:
-leichte/mittlere:
100 – 150
75 – 120
65 – 100
50 – 80
einmalig zur
Inkulturnahme
Humusärmere Böden(unter 2 % Humus)  
-mittlere/schwere:
-leichte/mittlere:
75 – 120
50 – 100
50 – 80
35 – 65
3 – 5
2 – 4
Humusreichere Böden(über 2 % Humus)  
-mittlere/schwere:
-leichte/mittlere:
50 – 100
50 – 75
35 – 65
35 – 50
2 – 4
2 – 3

C- 2. Obstbau

Im Obstbau ist sowohl bei sehr lange stehenden Kulturen wie Kern- und Steinobst als auch bei Kulturen wie Erdbeeren, die kürzere Zeit auf einer Fläche verbleiben, eine „Start”-Kompostgabe zur Bodenverbesserung und Vorratsdüngung bei der Pflanzung von großem Nutzen. Nach dem Pflanzen ist der Wurzelraum der Kulturen, vor allem bei Kern- und Steinobst, viel schwerer mit Nährstoffen zu versorgen als davor. 

Bei Kern- und Steinobst fallen die Empfehlungen für die Vorratsgaben von Kompost ähnlich aus wie beim Weinbau. Der Beerenobstanbau hat demgegenüber andere Ansprüche. Allgemein sollte nach einer Vorratsgabe in der nachfolgend genannten Größenordnung in den ersten Standjahren kein Kompost mehr angewendet werden.

Wenn die Nährstoffgehalte des Bodens schon sehr hoch sind (Gehaltsklassen D und E nach Bodenanalyse), sollten die Mengenangaben um ca. 30 % gekürzt werden. Bei extremen Nährstoffungleichgewichten und sehr hohem Kaliumgehalt ist dies wegen der Gefahr der Stippigkeit bei Äpfeln besonders zu beachten. Die hohen Calcium- und Magnesiumgehalte in den Komposten wirken allerdings sowohl der Stippigkeit als auch einem möglichen Magnesiummangel, der durch hohe Kaliumgehalte induziert werden kann, entgegen.

Wir empfehlen für den fachgerechten und erfolgreichen Komposteinsatz folgende Aufwandmengen:
Vorratsdüngung bei Kern- und Steinobst

Kompostart: Fertigkompost
Absiebung: 0 – 10 oder 0 – 20 mm
 m3 FS/hat FS/haReicht für
soviel Jahre
Humusärmere Böden(unter 2 % Humus)  
-mittlere/schwere:
-leichte/mittlere
75 – 100
50 – 100
50 – 80
35 – 65
3 – 5
2 – 4
Humusreichere Böden(über 2 % Humus)  
-mittlere/schwere:
-leichte/mittlere
50 – 100
50 – 75
35 – 65
35 – 50
2 – 4
2 – 3

Beerenobst weist nicht nur im Vergleich zu Kern- und Steinobst verschiedene Ansprüche an Bodeneigenschaften und Pflanzenernährung auf. Auch zwischen den verschiedenen Beerenobstarten sind die Anforderungen sehr unterschiedlich. Obwohl z.B. Kultur- heidelbeeren und Preisselbeeren dankbar für viel organische Substanz im Boden sind, scheidet die Zufuhr von Bio- und Grünkomposten aus, weil diese Kulturen einen niedrigen pH-Wert von 4,0 bis 5,0 für optimales Wachstum benötigen und einen sehr niedrigen Nährstoffbedarf haben.

Neupflanzungen von Erdbeeren verlangen eine gute Bodenstruktur mit ausreichendem Nährstoffangebot, damit eine kräftige Entwicklung der Pflanzen stattfinden kann. Hier wird die Basis für den Fruchtertrag im ersten Jahr gebildet. Der verfügbare Stickstoff sollte ganzflächig bei über 100 kg N/ha im durchwurzelbaren Raum liegen. Wenn eine Boden- untersuchung auf N-min nur einen sehr geringen Vorrat an pflanzenverfügbarem Stickstoff im Boden ergibt, ist bei geringen bis mittleren Kompostgaben eine Ausgleichsdüngung mit mineralischem oder organischem Handelsdünger sinnvoll (30 bis max. 80 kg N/ha).

Wir empfehlen für den fachgerechten und erfolgreichen Komposteinsatz folgende Aufwandmengen:
Vorratsdüngung bei Beerenobst

Kompostart: Fertigkompost
Absiebung: 0 – 10 oder 0 – 20 mm
 m3 FS/hat FS/haReicht für
soviel Jahre
Humusärmere Böden(unter 2 % Humus)  
-mittlere/schwere:
-leichte/mittlere
120 – 150
80 – 120
80 – 100
50 – 80
5 – 6
3 – 5
Humusreichere Böden(über 2 % Humus)  
-mittlere/schwere:
-leichte/mittlere
80 – 120
50 – 80
50 – 80
30 – 50
3 – 5
2 – 5
    

Auch bei Himbeeren und anderen Beerenobstarten ist der genannte N-Bereich eine gute Grundlage vor der Pflanzung. Die Rote Johannisbeere ist die chloridempfindlichste Beerenobstart. Bio- und Grünkomposte sind aber im Vergleich zu Stallmist deutlich chloridärmer. Bedingt durch die starke Verdünnung bei guter Einarbeitung des Kompostes in den Boden, ist eine Schädigung selbst dieser empfindlichen Kultur bei den empfohlenen Anwendungsmengen praktisch auszuschließen. 

D. Anwendung während der Standzeit

Die Anwendung von Kompost bei Ertragsrebflächen sowie während der Standzeit von Obstgehölzen und den Ertragsjahren bei Beerenobst dient überwiegend der Pflege des Bodens. Dabei wird das Bodenleben aktiviert, das die organische Substanz in den Boden einbringt. Durch das Eindringen des Niederschlagswassers und die mischende Aktivität des Bodenlebens gelangen Nährstoffe aus dem Kompost auch in den Wurzelbereich.

Die kontinuierliche Versorgung des Bodens mit organischer Substanz und den darin enthaltenen Nährstoffen kann im Wein- und Obstbau jährlich, aber auch in einem bestimmten Rhythmus im Abstand einiger Jahre erfolgen. Die Aufbringungsmengen müssen auf den Ausbringungsrhythmus abgestimmt sein, um nicht auf Dauer eine Nährstoffüberversorgung herbeizuführen, die Umweltbelastungen zur Folge hätte. 

Wir empfehlen für den fachgerechten und erfolgreichen Komposteinsatz folgende Aufwandmengen:

Regelmäßige Kompostgaben im Wein- und Obstbau

Kompost-Art: Nährstoffreiche Bio- und Grünkomposte; Fertig- oder Frischkompost,
Absiebung: 0 – 10 oder 0 – 20 mm. Für Mulch nährstoffärmere Komposte mit einer Absiebung von 0 – 30 oder 10 – 30 mm

AnwendungTrockensubstanzFrischsubstanz
 t/hat/ham³/ha
jährlich
alle 2 Jahre
alle 3 Jahre
alle 4 Jahre
10
20
30
40
17
35
50
70
25
50
75
100

Berechnungsgrundlage: TS = 60 % und Volumengewicht = 0,68 t/m³, gerundete Angaben.

Im Durchschnitt mehrerer Jahre dürfen ca. 25 m³ Kompost je ha und Jahr nicht überschritten werden. Die organische Substanz in dieser Menge entspricht auch in etwa dem Humusbedarf je ha und Jahr. Aus arbeitswirtschaftlichen und Kostengründen wird man eher jedes zweite oder dritte Jahr Kompost ausbringen, obwohl die jährliche Gabe wahrscheinlich optimal für den Boden wäre. Röber und Schaller (Pflanzenernährung im Gartenbau, 1985) empfehlen die Aufbringung von Frisch- oder Fertigkompost in Obstanlagen alle drei Jahre.

Zwischen Blüte und Ernte von Reben und Obst sollte kein geruchsintensiver Frischkompost ausgebracht werden, um Qualitätsminderungen, auch in Nachbarlagen, zu vermeiden.

In Tabelle 7 sind die Werte für die organische Substanz und die pflanzenverfügbaren Nährstoffe dargestellt, die bei kontinuierlichen Pflegegaben an Bio- und Grünkompost auf und in den Boden gebracht werden. Die organische Substanz im Kompost, die durch- schnittlich jährlich gegeben wird, trägt stark zum Ausgleich und zur Verbesserung der Humusbilanz bei. Der pH-Wert des Kompostes im neutralen bis alkalischen Bereich und die basisch wirksamen Stoffe (Kalk) wirken sich positiv auf den Boden aus, besonders bei den heutigen sauren Niederschlägen.

Tab. 7: Beispiel: Mit einem durchschnittlichen Biokompost aufge- brachte Mengen an organischer Substanz und pflanzenverfügbarenNährstoffen

AnwendungKompost-
Frischmasse
Organ.
Substanz

NP2O5K2OMgOCaO(1)
 m³ /hat/hakg/hakg/hakg/hakg/hakg/ha
jährlich
alle 2 Jahre
alle 3 Jahre
alle 4 Jahre
25
50
75
100
3
6
9
12
15
30
45
60
40
80
120
160
100
200
300
400
20
40
60
80
600
1200
1800
2400
1) Bei CaOGesamtgehalte (6 %)      

Phosphat und Kalium im Kompost können je nach Kompostmenge einen erheblichen Teil bis hin zum gesamten Bedarf der Kulturen decken. Das gilt auch für Magnesium und Spurennährstoffe. Stickstoff dagegen ist im Verhältnis zu den anderen Nährstoffen in geringerem Maße pflanzenverfügbar und muß deswegen bei Bedarf zugedüngt werden.

Sollen Weinberge oder Obstanlagen begrünt werden, ist der Einsatz von Fertigkompost von großem Nutzen. Der pflanzenverträgliche Fertigkompost sollte fein abgesiebt (0-10 oder 10-16 mm) sein und flach eingearbeitet werden. Die Begrünung senkt in den Folgejahren den Ergänzungsbedarf an Humusdüngern.

Wir empfehlen für den fachgerechten und erfolgreichen Komposteinsatz folgende Aufwandmengen:
Begrünung der Anlagen im Wein- und Obstbau

Kompostart: Nährstoffreiche Bio- und Grünkomposte, Fertigkompost, Absiebung: 0 – 10 oder 0 – 20 mm

Kompostmengen: 60 – 100 m³ FS/ha (entsprechend 40 – 70 t FS/ha)

E. Anwendung zur Erosionsbekämpfung

Besonders in den Steillagen des Weinbaus ist die Erosionsgefährdung des Bodens bedrohlich. Der Bodenabtrag gefährdet die Produktivität des Standortes nachhaltig.

Ein sehr wichtiger Schritt zur Verringerung der Erosion ist die Erhaltung und Verbesserung der Stabilität des Bodens. Dies wird durch die kontinuierliche Pflege des Bodens, besonders des Bodenlebens, durch Kompostzufuhr erreicht (siehe Abschnitt C und D). Mit Kompost läßt sich aber auch eine ausgezeichnete direkte Wirkung gegen Erosion durch oberflächliche, gleichmäßige Aufbringung einer Kompostschicht erzielen.

Für den Erosionschutz eignet sich besonders grobes Material. In der Regel werden hierfür 30 mm-Absiebungen angeboten. Grober Kompost ist preisgünstiger als feiner. Es ist hier eher ungünstig, Fertigkompost zu verwenden. Der preisgünstige Frischkompost mit RAL-Gütezeichen hat eine bestimmte Heißrottephase durchlaufen und ist somit garantiert hygienisiert. Er ist daher als Mulch und Erosionsschutz gut geeignet. Außerdem setzt er bei weitem C/N-Verhältnis zunächst keinen Stickstoff frei.

Um einen optimalen Bodenschutz zu erreichen, werden je nach Versuchsergebnissen 200 bis 300 m³ Kompost je ha empfohlen. Damit es nicht zu Umweltproblemen kommt, z.B. durch Nitratauswaschung, sollte stickstoffarmes, holzreiches Material verwendet werden. Grünkomposte aus Rohmaterial mit viel Holz oder Laub eignen sich gut. Hier und auch sonst sind bei der Kompostanwendung die Hinweise der Hersteller zu beachten, da jedes Werk etwas andere Produkte herstellt. 

Wir empfehlen für den fachgerechten und erfolgreichen Komposteinsatz folgende Aufwandmengen:
Für den Erosionsschutz

Kompostart: Vorzugsweise Frischkompost bzw. Kompost aus nährstoffarmem, holzreichem Grüngut;
Absiebung: 0 – 30 oder 10 – 30 mm

Kompostmengen: 200 bis max. 300 m³ /ha

Auch wenn der Erosionsschutz durch bodenbedeckende Pflanzenarten erreicht werden soll, ist zunächst eine Bodenverbesserung durch Kompost nützlich, in manchen Fällen sogar Voraussetzung für das Gelingen der Ansaat. Um eine baldige Ansaat zu ermöglichen, ist Fertigkompost feinerer Absiebung (0 – 10 oder 0 – 20 mm) zu verwenden.

F. Anwendung in Pflanzlöchern sowie in Reb- und Baumschulen

Beim Pflanzen junger Reben oder Obstgehölze ist durch die Rodung in der Reb- oder Baumschule die Wurzelkrone stark verkleinert. Um die Nährstoffaufnahme und auch die Wasserversorgung der jungen Pflanzen sicherzustellen, ist deshalb eine Kompostgabe im Pflanzloch von großem Nutzen. Es muß jedoch streng auf die Pflanzenverträglichkeit des Kompostes geachtet werden, die bei Fertig- kompost mit Gütezeichen garantiert ist.

Der Kompost muß bei der Gabe ins Pflanzloch mit Erde gemischt angewendet werden, da ansonsten wegen der hohen Nährstoff- und Salzgehalte Wurzelverbrennungen auftreten können. Das Mischungsverhältnis Boden zu Kompost sollte in der Regel bei nährstoffreicheren Biokomposten ca. 4 bis 6:1 und kann bei salzärmeren Grünkomposten ca. 2 bis 4:1 betragen (volumenbezogen). 

Wir empfehlen für den fachgerechten und erfolgreichen Komposteinsatz folgende Aufwandmengen:
In Pflanzlöcher, Reb- und Baumschulen

Kompostart: Vorzugsweise Frischkompost bzw. Kompost aus nährstoffarmem, holzreichem Grüngut;
Absiebung: 0 – 30 oder 10 – 30 mm

Kompostmengen: Mischungsverhältnisse von 2 : 1 bis 9 : 1 bzw. in Anteilen zwischen 20 bis 40 Prozent, je nach Kompost-Art und Anwendungszweck.
Der Einsatz von Komposten mit garantierter Pflanzenverträglichkeit ist dabei unbedingte Voraussetzung für den Kulturerfolg. Außerdem muß auf eine N-Ausgleichsdüngung und – je nach zugesetzter Kompost- menge – auf eine zusätzliche Aufkalkung zur Regulierung des pH-Wertes geachtet werden.

Bei der Roten Johannisbeere sollten die Anwendungsmengen von Kompost im Pflanzloch wegen ihrer Chloridempfindlichkeit sowohl bei Bio- als auch bei Grünkomposten noch geringer sein (Boden zu Kompost ca. 7:1 bis 9:1, volumenbezogen).

Kompostzugaben in spezielle Erdmischungen (Substrate) zur Anzucht von Jungpflanzen oder zur Weiterkultur von Pflanzware sind ebenfalls sehr gut möglich. Vorteilhaft sind hier insbesondere salzärmere Grünkomposte. Mischungen mit Torf bei Volumenanteilen von 20 % (Biokompost) bis 40 % (Grünkompost) sind üblich.